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geboren: 1888 in Helensburgh

gestorben: 1964 in Bexhill-on-Sea

logie bairdKurzbeschreibung: Schottischer Erfinder und Fernsehpionier

Der am Glasgow and West of Scotland Technical College  (Universität Strathclyde) und der Universität Glasgow ausgebildete Baird arbeitete während des Ersten Weltkriegs als Angestellter eines Elektrizitätswerks (Clyde Valley Electrical Power Company), bevor er sich selbstständig machte, um seinen Experimenten zur technischen Entwicklung des Fernsehens auf Grundlage der Nipkow-Scheibe mehr Zeit widmen zu können. Im Frühjahr 1925 wurde ihm ermöglicht, seine Apparatur einige Wochen lang in Selfridges Warenhaus in London, wohin Baird von Hastings aus inzwischen gezogen war, öffentlich vorzuführen. Im Herbst gelang es ihm, die Apparatur soweit zu verbessern, dass sie eine konturierte Wiedergabe ermöglichte. Nach einer geglückten Vorführung dieses mechanischen Fernsehers vor Mitgliedern der Royal Institution am 26. Januar 1926 kam genug Kapital zusammen, um die Baird Television Development Company zu gründen. Am 8. Februar 1928 gelang Baird die transatlantische Übertragung eines Fernsehbildes von London nach New York. Das Bild lief zunächst über Telefonleitungen zu einem Kurzwellensender in Coulsdon, von wo aus es über den Atlantik gestrahlt wurde. Im selben Jahr folgte mit dem ersten Farb-Fernseher (mit synchron rotierenden Farbfiltern vor Kamera und Empfänger) ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Fernsehens.

Die BBC sendete von 1930 bis 1935 in dem von Baird eingeführten Verfahren, nachdem 1929 bereits Versuchssendungen ausgestrahlt worden waren – Letzteres, in Zusammenarbeit mit der Fernseh-AG, parallel auch in Deutschland. Ab 1931 musste sich das mechanische Fernsehen gegen vollelektronische Fernseher mit Kathodenstrahlröhren behaupten, erste Geräte wurden in Deutschland von Manfred von Ardenne, in den USA von Farnsworth und der RCA und in Großbritannien von Marconi vorgestellt. Die ersten elektronischen Fernseher hatten ein zumeist dunkles Bild mit wenig Kontrasten, sodass mechanisches Fernsehen in der Anfangszeit durchaus ein ernsthafter Konkurrent war. 1934 stellte Baird einen mechanischen Fernseher mit einer Auflösung von 240 Zeilen vor. Dieses System war jedoch dem elektronischem System von Marconi mit 405 Zeilen unterlegen, sodass die BBC nach kurzem Parallelbetrieb bereits beschloss, sich auf das elektronische Verfahren zu konzentrieren, und die Sendungen nach dem mechanischen System von Baird einzustellen. Die letzte Ausstrahlung erfolgte am 30. Januar 1937.

Dennoch baute Baird bis 1939 (der Fernsehdienst der BBC wurde mit Kriegsbeginn vorläufig eingestellt und erst im Juli 1946 wieder aufgenommen) noch mechanische Fernsehempfänger, die mittels eines Spiegelrades auch Fernsehbilder nach der neuen 405-Zeilen-Norm empfangen konnten. Die Bilder waren größer und heller als die der ersten Fernseher mit Bildröhre. Jedoch musste Baird einsehen, dass dem vollelektronischen Fernsehen die Zukunft gehört. So baute er noch in den Jahren 1940 bis 1944 verschiedene Farbfernseher, zunächst mit rotierenden Farbrädern vor Kamera bzw. Bildröhre, später mit einer Farbbildröhre, welche mit drei Kathodenstrahlen jeweils im Raster auf der Vorderseite angebrachte farbige Bildpunkte in den Grundfarben rot, grün und blau anstrahlten. Damit nahm Baird die Bauweise moderner Farbfernseher vorweg. Ebenfalls während des Krieges experimentierte Baird mit farbigem 3D-Fernsehen. Es wurde einfach die Bildfrequenz erhöht (und aus Gründen der Bandbreite die Zeilenzahl gesenkt), sodass abwechselnd für jedes Auge zwei Bilder nacheinander übertragen wurden. Durch ein Linsensystem konnte jeweils nur ein Zuschauer das plastische Bild betrachten, was heutzutage beispielsweise mit Hilfe von 3D-Shutterbrillen für jeden Betrachter überwunden werden kann.

Bewertung/ Nachleben

Als größtes Verdienst Bairds dürfte neben seinen zweifellos beachtlichen Erfindungen vor allem sein, dass er publikumswirksam die Möglichkeiten des Fernsehens vorführte, es so populär machte und somit auch die technische Entwicklung insgesamt sehr beschleunigte.

Die großen Fernsehpreise von Australien, die Logie Awards, sind nach John Logie Baird benannt. In der Umfrage der BBC nach den 100 bedeutendsten Briten im Jahr 2002 belegte Baird den 44. Platz.