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greenlaw leiste
Bildquelle: Copyright by Schottlandfieber.de

Greenlaw liegt etwa 11 km nördlich von Kelso, ebenso weit südwestlich von Duns oder nordwestlich von Coldstream. Egal wie man es dreht, der Ort, in dem sich zwei der Hauptrouten der Borders kreuzen, ist bei Weitem nicht so geläufig wie seine Nachbarstädte. Bezogen auf seine Geschichte und die bemerkenswerten Gebäude ist dies im Grunde genommen eine Schande.

Die Entstehung des Ortes geht auf das Jahr 700 n. Chr. zurück, als man eine Kirche südlich der heutigen Stadt errichtete. In dieser Region, heute als Old Greenlaw bekannt, fand man Überreste von Straßen aus der Römerzeit, was darauf schließen lässt, dass hier bereits viel früher gesiedelt wurde.

greenlaw parish churchDer ursprüngliche Kirchenbau aus dem 12. Jh. wurde durch das aktuelle Gebäude ersetzt. Man kann davon ausgehen, dass spätestens seit dieser Zeit der Ort allmählich anwuchs, wobei er sich nach und nach am Ufer des Flusses Blackadder Water ausbreitete. Vieles vom heutigen Kirchengebäude der Greenlaw Parish Church stammt aus dem 18. sowie 19. Jh. Der um 1830 errichtete sechsstöckige Turm, heute ein Bestandteil der Kirche, wurde höchstwahrscheinlich einst zusätzlich als Zoll- bzw. Zahlstelle verwendet, was man aus der unmittelbaren Nachbarschaft zum alten Gericht schließen kann. Das Gerichtsgebäude riss man inzwischen ab und ersetzte es durch ein neues samt einem Verwaltungsbau.

Seine Schüsselposition in der schottischen Geschichte hatte der Ort zweifelsohne um 1482. Zu dieser Zeit fielen die Engländer in Berwick-upon-Tweed ein, wodurch die dazugehörige Grafschaft auf einen Schlag ohne Verwaltungszentrum dastand. Etwa 100 Jahre dauerte dieser ungewöhnliche Umstand an, bis man 1596 das neue Verwaltungsgebäude in Greenlaw errichtete. Zwar bestimmte man durch einen Parlamentsbeschluss 1661 Duns zum neuen Verwaltungssitz der Grafschaft, doch hob man diesen ein paar Jahre später auf und ernannte Greenlaw erneut zum Verwaltungszentrum der Region.

Die Rivalität zwischen den beiden Städten überdauerte die nächsten dreihundert Jahre und machte Greenlaw zu dem, was wir heute sehen können. Duns versuchte 1739, 1790 sowie 1810 erneut den Status des Verwaltungssitzes an sich zu reißen, blieb aber jedes Mal erfolglos. Endgültig als Sieger aus dem Streit ging Duns erst mit dem Parlamentsbeschluss aus dem Jahre 1853 hervor. Hiermit wurde Duns vorerst zum kommissarischen Sitz und später, 1903, abschließend zum offiziellen Verwaltungssitz ernannt.

greenlaw town hallWährend der gesamten Zeit bemühten sich die Menschen aus Greenlaw immer wieder um die politisch einflussreiche Position, die Duns ihnen streitig machte. 1829 beauftragte der Earl of Marchmont den Architekten John Cunningham mit dem Bau eines beeindruckenden Gebäudes, der Greenlaw Town Hall. Der als Zentrum der Stadt und somit auch Sitz für die Verwaltung geplante Bau wurde im Jahre 1831 vollendet und kostete 6.500 Pfund – zu dieser Zeit eine gewaltige Summe.

Trotz aller Anstrengungen standen die Zeichen von Anfang schlecht für die imposante Stadthalle. Nachdem Greenlaw mal wieder den Status als Verwaltungszentrum verlor, „missbrauchte" man den beeindruckenden Bau für verschiedene Zwecke. Trauriger Höhepunkt war wahrscheinlich die Unterbringung eines polnischen Panzerregimentes im Zweiten Weltkrieg. In den 70er Jahren des 20. Jh. hatte man mal wieder eine Idee und baute das Gebäude zum Hallenbad um – doch, wen wundert's, ein paar Jahre danach eröffnete ein größeres und schöneres Schwimmbad in Duns.

Seit den 90er Jahren steht die Greenlaw Town Hall erneut leer und verkommt unglücklicherweise immer mehr. Eine recht traurige Geschichte für so einen prächtigen Bau, der weit über die Stadtgrenzen von Greenlaw hinweg als eines der schönsten Bauwerke im südlichen Schottland gilt.

Auf dem Weg in südöstlicher Richtung trifft man als Erstes kurz vor Erreichen des winzigen Örtchens Eccles auf das Crosshall Cross. Das mit einer Höhe von 4 m von der Straße aus zu sehende Kreuz zeigte einst dem Reisenden an, dass sich in der Nähe ein Kloster befand. Heute ist es der einzige überlebende Beweis für die ehemalige Abtei. Dies kann das Dörfchen mit der durchaus sehenswerten Eccles Parish Church aus dem Jahre 1774 hingegen ausgleichen. Die Kirche hat ausgesprochen schöne Buntglasfenster im gotischen Stil.

hume castleZwei interessante Ruinen befinden sich im Übrigen südlich und westlich von Greenlaw. Im Süden liegt auf einem kleinen Hügel die beeindruckende Ruine des Hume Castle aus dem 13. Jh. und bietet Besuchern eine tolle Sicht auf das umliegende Land. Bemerkenswert an den Überresten ist die wohl einzigartige Außenmauer, die außergewöhnlich dick ist. Gewohnt haben hier die Mitglieder der Familie Hume (später Home).

greenknowe towerEin Stück westlich von Greenlaw, vom Straßenrand aus sichtbar, steht die guterhaltene Ruine des Greenknowe Tower aus dem Jahre 1581, der einst das Heim der Pringles of Strichel war.

Unweit davon, im Dörfchen Gordon, steht die etwa 1763 erbaute St Michael's Church, die mit wunderschönen Buntglasfenstern und einer sehenswerten Orgel durchaus einen Besuch wert ist.

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