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selkirk leiste
Bildquelle: Copyright by Schottlandfieber.de

Selkirk ist ein nettes Städtchen mit reichlich Geschichte. Das Zentrum erstreckt sich vom Marktplatz auf einem Hügel über die High Street, die gemächlich zum tieferliegenden Flussdelta des Ettrick Water hinabführt. Dort am Ufer vermischen sich die beeindruckenden historischen Spinnereien und die modernen Gebäude der Textilindustrie.

Viele Reisende kennen die Kleinstadt als Ort an der A7 auf der Route von Carilsle nach Edinburgh. Die Straße verläuft ziemlich geradlinig mitten durch den Ort, und nicht so verschlungen wie z.B. durch das südliche Hawick oder das nördliche Galashiels. Dies führt bedauerlicherweise dazu, dass eine Großzahl der Durchreisenden den Ort nicht wahrhaftig registriert.

Dabei hat Selkirk eine extrem lange Historie. Vor geraumer Zeit erbauten schon die Römer ein Stück südwestlich der heutigen Stadt eine Befestigungsanlage. Nach der Christianisierung um 500 n.Chr. ließen sich die ersten Siedler nieder und errichteten eine Kirche.

Im Jahre 1113 nutzte der zukünftige König David I dieses Gotteshaus als Basis für die Mönche des Tironensianerordens, für die er ein Kloster, die Selkirk Abbey, baute. Geschichtlich gesehen stand somit hier die allererste Border Abbey. Zwar siedelten die Ordensbrüder 1128 nach Kelso um, doch der Ort entwickelte sich trotzt dieses Rückschlages prächtig und bekam 1258 den ersten eigenen Sheriff (Amtsrichter). Diesen einflussreichen Posten bekleidete übrigens auch mal der berühmte Schriftsteller Sir Walter Scott.

selkirk 01Der Aufschwung sorgte für regen Handel und im 15. Jh. exportierte Selkirk, mit seiner namenhaften Schuhmode, die Waren sogar über den Hafen von Berwick zum europäischen Festland. Im Gegensatz dazu änderte sich mit Beginn des 16. Jh. sozusagen alles grundlegend. Der, mit Verlaub gesagt, größenwahnsinnige Jacob IV griff England an und bezahlte diese Idee mit seinem Leben. Er verlor die Schlacht von Flodden im Jahre 1513, bei der auch viele Schotten starben. Alleine aus der Region um Selkirk kamen 80 reiche Adelige um – nur einer überlebte den Kampf. Die Engländer begnügten sich indes nicht mit dem Sieg, sondern fielen in Selkirk ein und zerstörten die Kleinstadt sowie ihre blühende Industrie beinahe vollkommen.

Zwar baute man die Stadt erneut auf, dennoch dauerte es fast bis zum Ende des 16. Jh., bis sich auch die Schuhindustrie von diesem Rückschlag erholte. Eine andere Branche sollte den Ort allerdings weitaus berühmter als die Schuhe machen. 1767 erbaute man hier die erste Spinnerei, um so das in Musselburgh weiterzuverarbeitende Garn zu produzieren. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage breitete sich dieser Industriezweig weitläufig aus und bis Mitte des 19. Jh. entstanden sukzessive neue Unternehmen im Tal des Flusses Ettrick Water. Im Jahre 1869 arbeiteten in 7 Textilbetrieben über 1.000 Menschen, die Tweed produzierten und so Selkirk zu einer bedeutenden Stadt in der Region machten.

Für fast ein Jahrhundert war die Textilindustrie der Hauptwirtschaftszweig der Kleinstadt, was man noch heute sehen kann, wenn man sich die zahllosen Gebäude der Woolen Mills (Textilbetriebe) ansieht. Mittlerweile ist die Nachfrage stark zurückgegangen und viele Firmen suchten andere Betätigungsfelder oder stellten den Betrieb ganz ein.

Eines der wenigen Überlebenden ist das Unternehmen von Andrew Elliot, der den Wandel überstanden hat und auch heutzutage den namhaften Stoff herstellt. Besucher sind herzlich willkommen und können sich die antik wirkenden Maschinen im traditionsreichen Tweed-Betrieb ansehen. Aller Voraussicht nach konnte die Firma aus heutiger Sicht überdauern, weil seine Betreiber die Zeichen der Zeit erkannten und nach Alternativen Ausschau hielten. Zum jetzigen Zeitpunkt sind sie berühmt für die Produktion der verschiedenen Tartans, die sie in die gesamte Welt vertreiben.

sir walter scotts courtroomZwar spielt die Textilindustrie in Selkirk keine Rolle mehr, doch ein Besuch lohnt sich auch heute noch. Neben den Unternehmen Andrew Elliot Mill und der Waverley Mill absolut sehenswert ist der Scott's Courtroom, der Gerichtssaal in dem Sir Walter Scott seine Urteile sprach. Ebenfalls ein Relikt aus vergangenen Tagen ist das Daylight Photographic Studio, das sich rühmt, Schottlands ältestes Fotostudio zu sein und mit mehr als 10.000 Negativen den Titel wahrscheinlich zu Recht trägt.

halliwells house museumAuch das Halliwell's House Museum direkt am Marktplatz, nebenbei das älteste Bauwerk Selkirks, ist sehenswert und zeigt die ehemalige Nutzung als Wohnhaus sowie Eisenwarenhandlung um die Jahrhundertwende.

aikwood towerDann wäre da noch die Glasfabrik Selkirk Glas, wo Besucher den Produktionsprozess beobachten dürfen oder auch der nicht weit entfernte, 1535 erbaute, Aikwood Tower. Hier wohnte der legendäre Schäfer James Hogg, der ein Zeitgenosse Scott's und ein überaus berühmter Dichter war.

lilliesleaf kirkReisende, die in südöstlicher Richtung die Stadt verlassen, sollten einen Halt bei der Lilliesleaf Kirk einplanen. Die kleine Gemeindekirche aus dem Jahre 1771 ist wirklich sehenswert, nicht zuletzt wegen der alten Familiengruften auf dem Friedhof.

philiphaugh salmon viewing centreWer auf dem Weg zum Tower schon ein wenig Hunger verspürt, dem empfehlen wir das Philiphaugh Salmon Viewing Centre. Das Besucherzentrum einer Lachsfarm hat für Fischfreunde mit Sicherheit was zu bieten.

kirkhope kirkNach dem Besuch des Aikwood Tower könnte man nur ein paar Kilometer weiter die Kirkhope Kirk besichtigen, die1841 erbaut wurde und direkt am Ufer des Flusses Ettrick Water steht.

yarrow kirkWestlich von Selkirk, außerhalb der Stadt, steht das aus dem 18. Jh. stammende Bowhill House. Das beeindruckende Herrenhaus ist seit Generationen Wohnsitz der Familie des Duke of Buccleuch und im Sommer kurze Zeit für Publikum geöffnet. Noch ein Stück westlicher sollten Besucher die sehenswerte Yarrow Kirk aus dem Jahre 1640 nicht verpassen. Einst besuchten Sir Walter Scott und James Hogg regelmäßig die Kirche zum Gottesdienst.

yarrow stoneIn unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Yarrow Stone, ein frühchristlicher Grabstein, der 1803 bei Arbeiten auf dem Feld durch einen Pflug zu Tage kam.

o20-2012-2-001 o20-2012-2-002 o20-2012-2-003 o20-2012-2-004 o20-2012-2-005 o20-2012-2-006 o20-2012-2-007 o20-2012-2-008 o20-2012-2-009 o20-2012-2-010 o20-2012-2-011 o20-2012-2-012 o20-2012-2-013 o20-2012-2-014 o20-2012-2-015

Adresse

Koordinaten

Öffnungszeiten

Halliwells House
West Port
Selkirk
TD7 4BL

+44 1835 863170

N 55°32'48.62"
55.546839

W 2°50'31.45"
-2.842069

April-September