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leith leiste
Bildquelle: Copyright by Schottlandfieber.de

leith sDer Name des Stadtviertels Leith kommt - welch Überraschung - aus dem Gälischen und bedeutet in der Übersetzung „leicht". Worauf auch immer diese Namensgebung hindeuten soll, zumindest war Leith einst ein eigenständiger Ort und trug sogar den Namenszusatz bzw. Titel Burgh (Marktstadt), der es den Bewohnern erlaubte, Markt abzuhalten. Bis in das 16. Jh. hinein findet man auf Karten die heute historische Bezeichnung Inverleith, denn hier in Leith mündet der Firth of Forth in die Nordsee (inver bedeutet übersetzt „in to").

Auf diesen altertümlichen Landkarten erkennt man auch, dass der Ort durch den Fluss in zwei Hälften geteilt wird, sodass man in früheren Zeiten von North Leith sowie South Leith sprach.

North Leith war kleiner als der Südteil, zählte zum Zuständigkeitsbereich der Holyrood Abbey und galt als wohlhabender. Der Bezirk bestand im Wesentlichen aus einer Straße (heute Queens Lane/ Southport Street) und außergewöhnlich war, dass jedes Haus eine Anbindung an den Fluss besaß, wo sich die Schiffswerften befanden. Im Gegensatz hierzu prägte South Leith der Handel, denn viele Händler wohnten hier, es gab zahlreiche Lagerhäuser und Tag für Tag löschten Handelsschiffe ihre Ladung. Damals gehörte South Leith zur Gemeinde St Cuthbert's.

Seit wann genau hier eine Siedlung existiert, ist nicht hundertprozentig geklärt, aber die ältesten Grabungsfunde deuten darauf hin, dass sich bereits im 12. Jh. Menschen in dieser Region niederließen. Leith spielte geraume Zeit eine gewichtige Rolle in der schottischen Geschichte. Diesen Umstand verdankte der Ort dem Sachverhalt, dass er als Hafen Edinburgh versorgte.

Vom Scottish Court to Leith aus herrschte Mary of Guise, die Mutter von Mary, Queen of Scots, über Schottland, während ihre Tochter in Frankreich weilte. Den Regierungssitz hierhin zu verlegen hatte wohldurchdachte taktische Gründe. Es war um etliches leichter für die hier stationierte französische Garnison, die Königin vor angreifenden protestantischen Lords – welche englische Truppen mit schwerer Artillerie unterstützten – zu schützen.

Mary war nicht vom Glück begünstigt und so wurde Leith im Juni 1560 belagert. Diesen Zustand beendete der Treaty of Leith (Frieden von Leith) – Mary of Guise erlebte diesen Friedenszustand jedoch nicht, da sie während der Belagerung starb. 1561 kam Mary, Queen of Scots, in Leith an und wurde – nachdem man sie nicht außergewöhnlich freundlich empfing – unter extremen Sicherheitsvorkehrungen nach Edinburgh gebracht, wo sie ihre sechsjährige Regierungszeit antrat.

Fast ein Jahrhundert später wurde Leith erneut zum Schauplatz einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Schottland und England. Um sich gegen die Angriffe von Cromwell's Truppen unter dem Kommando von General Monck zu erwehren, schütteten die von General David Leslie geführten Schotten einen Erdwall auf. Dieser Wall sollte in der Zukunft zu Edinburghs längster Straße werden, dem Leith Walk. Nachdem Cromwell 1650 die Schlacht von Dunbar gewann, stand Schottland unter englischer Kontrolle. Um den Hafen von Leith zu kontrollieren, erbaute man 1656 die auch als Leith Citadel bekannte Festung. Heute ist von dieser Bastion nur noch ein gewölbeartiger Durchgang in der Dock Street zu sehen.

Doch Leith hat auch in anderer Hinsicht Geschichte geschrieben – und zwar in sportlicher. Im Jahre 1457 untersagte es die Stadtverwaltung auf Geheiß Jacob II, die für militärische Übungen (Bogenschießen) genutzten Grünflächen für „gouff" (Golf) und „fut ball" (Fußball) zu missbrauchen! Erst 1714 sollte in dem Ort wieder Golf gespielt werden, als man um den „Edinburgh Pfeil" spielte, der von der „Königlichen Vereinigung der Bogenschützen" gestiftet worden war.

Durch den Umstand, dass in Leith 1744 die offiziellen Golfregeln formuliert wurden, nennt sich der Stadtteil selber „Wiege des Golfs" – ein Titel, den man sich mit St Andrews teilen muss. Die hier von der „Ehrenwerten Vereinigung der Golfer Edinburghs" erstellten Statuten übernahm St Andrews mit lediglich einer Veränderung als noch heute gültiges Regelwerk. Die Änderung bezog sich übrigens auf das Verhalten bei Hindernissen wie z.B. Gräben.

Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges plante der Schotte John Paul Jones, die britischen Handelswege in der Nordsee zu zerschlagen. Hierzu stach er mit sieben Schiffen in See und versuchte, den Hafen von Leith einzunehmen. Der Versuch schlug fehl, als seine Flotte durch einen schweren Sturm am 16. September 1779 im Firth of Forth festgesetzt wurde. Die Engländer erkannten, dass sie ohne das Unwetter den Hafen hätten abschreiben können, was 1780 zum in aller Eile errichteten Leith Fort führte.

Das Fort war in Größe und Form identisch mit der bis dato existierenden Festung nahe Inverness, Fort George. Geplant wurde die Bastion von James Craig, dem Architekten, der bereits die New Town Edinburghs konzipierte. Die Wehranlage wurde bis 1955 als solche genutzt - diverse Teilstücke kann man noch heutzutage besichtigen. Eines noch zu dem oben erwähnten Kapitän Jones – er gilt heute als Gründer der US Navy!

Die Docks von Leith wurden ab 1800 weiter ausgebaut (es gab Trocken- sowie Nass-Docks) und sorgten für den wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes. Allerdings brachten sie nach dem Zweiten Weltkrieg auch Negatives mit sich – die Gegend galt als Hochburg von Gewalt und Prostitution - für Letztere gab es bis 2001 einen „Duldungs-Bereich"!

Aber nicht nur die Docks und der Hafen gehörten zu den treibenden Industrien des Stadtteils – diverse andere Wirtschaftszweige existierten über mehrere Jahrhunderte und wir möchten nur auf einige genauer eingehen.

Aufzeichnungen zufolge wurde in Leith bereits im späten 17. Jh. Glas produziert. Ab 1770 erzeugte die Firma Leith Glassworks in der Baltic Street über 1 Million Weinflaschen, die man nach Frankreich sowie Spanien verkaufte. Im selben Jahr stieg diese Flaschenfabrik in die Produktion von Bleikristallglas (z.B. für Kerzenleuchter) ein und gab diesem Geschäftszweig den Namen Edinburgh Chrystal. Der noch heute bekannte Konzern saß also, wenn man es genau nimmt, niemals wirklich in Edinburgh!

Einen zusätzlichen Namen machte sich Leith ab dem frühen 16. Jh. als Lagerort für Wein. Zu Spitzenzeiten standen hierzulande über 100 Lagerhäuser, die jedoch mit dem massiven Einbruch der europäischen Weinernte in den späten 80er Jahren des 19. Jh. um ein Haar überflüssig geworden wären, wenn man nicht die Idee gehabt hätte, sie kurzerhand in Whiskylager umzuwandeln. Erst 1995 wurde die letzte Lagerhalle in der Water Street geschlossen.

Ein anderes berühmtes Getränk, das zuerst in Leith fabriziert wurde, ist der Rose's Lime Juice. Eigentlich als Vitamin C-Quelle für Seeleute erdacht, ist dieser Limettensaft noch heute ein maßgeblicher Grundstoff in jeder Bar für die Herstellung von Cocktails (z.B. Caipirinha!).

Neben Blei, Seife und selbstverständlich Schiffen, die man hier im Hafen produzierte, diente dieser ebenso als Stützpunkt der größten englischen Walfangflotte, der Christian Salvesen Company. Einer dieser Walfänger brachte um 1900 herum den ersten Pinguin für den Zoo von Edinburgh. Die Salvesen-Gruppe besaß zu einem späteren Zeitpunkt Standorte auf der ganzen Welt, unter anderem in South Georgia, einer Insel nahe der Antarktis. Bekannt wurde diese Insel, deren Hauptstadt Leith heißt, als Argentinien sie 1982 während des Falklandkrieges kurzfristig besetzte.

Im Jahr 1920 wurde Leith nach einer mehr als fragwürdigen „Volksabstimmung" unter den Bürgern der Stadt durch Edinburgh eingemeindet - zweifelhaft, weil die Abstimmung mit 26.810 zu 4.340 Stimmen GEGEN einen Zusammenschluss endete.

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