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brora leiste
Bildquelle: Copyright by Undiscovered Scotland

In Brora, einem kleinen Ort an der Ostküste der schottischen Highlands gelegen, findet man beides – einen Erholungsort und eine Industriestadt. Uns, als Liebhabern des schottischen Lebenswassers, ist der Ort durch seinen Whisky bekannt, andere denken eher an guten Fisch oder an Speiseeis. Für andere wiederum ist Brora ein perfekter Erholungsort, denn sie finden einen Ausgleich zum hektischen Alltag auf dem wunderbar gelegenen 18-Loch-Golfplatz, dem nahen Sandstrand oder dem Campingplatz.

Aber Brora hat auch Geschichte und war einst nicht unwichtig für die Region Sutherland – hier wurde bereits im frühen 16. Jh. die Kohle abgebaut, aus der diese Region ihre Energie bezog. Die ursprüngliche Mine im Süden der Stadt wurde im Jahre 1810 geschlossen, als man erkannte, dass sie nicht mehr ergiebig war – aber man eröffnete gleichzeitig nördlich des Flusses eine neue, und so sollte hier im Ort noch bis 1974 Kohle aus bis zu 100 m tiefen Stollen gefördert werden. Somit kann Brora auf eine ununterbrochene Abbaudauer von fast 300 Jahren zurückblicken, was aus unserer Sicht nicht gerade kurz ist.

Von Anfang an hatte Brora auch einen kleinen Hafen, der bis heute von kleinen Fischerbooten genutzt wird – allerdings war dieser Hafen nie groß genug, um mit anderen an der Ostküste zu konkurrieren. Aber er reicht immer, um die Bevölkerung mit ausreichend Fisch zu versorgen.

Vom Herings Boom profitierten jedoch nur die großen Häfen. Nun ja, so ganz stimmt das jetzt aber auch nicht – ein Stück von dem Kuchen viel auch für Brora ab. Die großen Fischereiflotten mussten den Fisch ja konservieren und das taten sie mit Salz, das hier gewonnen wurde. Für die Salzgewinnung waren gar keine Stollen nötig, denn es wurde einfach Kohle – die man ja ausreichend hatte – unter großen Eisenpfannen, die mit Meerwasser gefüllt waren, entzündet.

So brauchte man das Wasser zum Verdunsten und übrig blieb dieses weiße Gold, Meersalz. In den Zwanzigern des 19. Jh. produzierte man so 3.500 Tonnen pro Jahr und konnte alle Häfen entlang der hiesigen Küste mit dem Stoff versorgen, der benötigt wurde, um den gefangenen Fisch zu pökeln und somit für längere Transporte haltbar zu machen. Bis ins letzte Drittel des 19. Jh. diente der Hafen auch noch als Transportweg, dann wurde er allerdings durch eine Eisenbahnlinie ersetzt.

So, genug der Geschichte – schließlich leben wir ja im Heute. Und da ist es Brora noch immer wert, besucht zu werden. Der/die eine oder andere von Euch mag noch, so wie Heike, mit einer Pfütze auf da Zunge dasitzen und sagen „Wie ist das denn nun mit dem Eis?!"

Da sage ich nur – geht in der Stadt spazieren, schaut Euch die netten, wenn auch grauen, Steinhäuser an und genießt den Anblick Broras – zumindest bei schönem Wetter fühlt man sich hier schnell wohl. Und wenn Ihr so durch den Ort wandert und ins Zentrum kommt, dann haltet Ausschau nach „Capildi's", einem kleinen Eckhaus – hier bekommt ihr jetzt Euer hausgemachtes Eis. Und ich muss sagen, auch mir als „Nicht-Eis-Süchtiger" läuft bei dem Gedanken daran ein wenig das Wasser im Mund zusammen, was mich aber nicht von meinem Bevorzugten Ziel, dem Besuch der Clynelish Distillery, abbringen könnte. Aber wer nach zu viel Eis einen Whisky braucht, der ist hier eh richtig aufgehoben. Gegenüber der heutigen Destillerie liegt die alte Brora Distillery, die 1969 durch die neue ersetzt und kurz darauf geschlossen wurde.

Wer zum Strand möchte, dem empfehlen wir den Weg über den kleinen Hafen im Süden des Ortes – von hier geht es entlang an malerischen weißen Häusern, die einst den hier ansässigen Salzarbeitern als Wohnhaus dienten. Weiter südlich gelangt man in eine Dünenlandschaft, die es einfach verdient, erwandert zu werden.

Adresse

Koordinaten

Öffnungszeiten

N 58°00'42.79"
58.011885

W 3°51'10.81"
-3.853004