Der Hauptort der ca. 30 km² großen Insel ist Balfour mit der Hauptsehenswürdigkeit der Insel, dem Balfour Castle and Gardens. Die Besichtigung ist bei Touristen und der örtlichen Bevölkerung gleichermaßen beliebt. Aber die Reduzierung Shapinsays auf Castle und Garten wird der Insel - und den Balfours als ihren ehemaligen Herren - bei weitem nicht gerecht.

Als im 19. Jh. überall die Highland Clearances im vollen Gange waren, da traten auch die Balfours in Aktion. Doch Shapinsay war Ackerbauland und nicht geeignet für die reine Schafzucht. Das erkannten die Balfours frühzeitig und richteten ihre „Entwicklungsstrategie“ darauf aus. Zur Landbestellung brauchten sie die Leute und um diese zu motivieren, schufen sie erst einmal „gesunde“ Wohnverhältnisse: Balfour Village entstand.

Betrachtet man heute die kleinen Häuschen, wollen Zweifel aufkommen, doch diese verfliegen angesichts der Unterschiede zum damaligen Standard schnell. Auf der einen Seite die verräucherten, fensterlosen Cottages der normalen Landbevölkerung, hier Reihenhäuschen mit zentralem Gasanschluss für Licht und Heizung und eine Abwasserentsorgung. Nicht zu vergessen: Die öffentliche Salzwasserdusche im Dishan Tower unmittelbar am Strand.

Lehrer wurden eingestellt, Balfour holte den ersten Arzt auf die Insel und er stellte mit Marcus Calder einen Verwalter ein, der die bevorstehende Agrarstrukturreform auf der Insel bis ins Detail plante.

Calder plante und Balfour, der gewiefte Anwalt, zockte bei den Regierungsstellen die erforderlichen Fördermittel ab. Er verpasste damit der ganzen Insel ein neues Gesicht. Am auffälligsten sind die kilometerlangen, schnurgeraden Wege und Straßen, mit denen Calder die Insel überzog. In seinem Bestreben, optimale Wege für den Einsatz seiner Lokomobile zu erhalten, nahm er anfangs wenig Rücksicht auf das, was die Landschaft der Inseln bis dahin ausmachte. Seine Wege zerschnitten etliche Zeugen der Eiszeit und auch vorgeschichtliche Dörfer wurden nicht verschont. Doch durch die dabei zu Tage geförderten Funde entwickelte Balfour eine neue Leidenschaft: die Archäologie. Dadurch verdanken wir ihm den Erhalt einiger wichtiger Fundstätten.