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glasgow leiste
Bildquelle: Copyright by Undiscovered Scotland

Es ist schwierig, eine Stadt wie Glasgow zu beschreiben. Sie wird mit vielen Superlativen verbunden und ist wirklich faszinierend, doch obwohl sie nie der Sitz eines schottischen Herrschers war und eigentlich auch keinen direkten Seehafen vorzuweisen hat, ist die Stadt ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt in der schottischen Geschichte.

Glasgow, deren Einwohner Glaswegians genannt werden, ist die größte Stadt Schottlands und kommt mit den Vororten zusammen auf stolze 1 Million Einwohner, was sie zur drittgrößten Stadt auf den britischen Inseln macht. Die Arbeiterstadt ist das Zentrum der Schiffsbauindustrie und besitzt ganze 4 Universitäten, um nur einige Superlative zu nennen.

An der Stelle des heutigen Glasgow siedeln bereits seit Jahrtausenden die Menschen. Grund hierfür ist der River Clyde, der schon immer eine gute Möglichkeit zum Fischfang bot. Als die Römer sich hier 80 n. Chr. niederließen, hieß der Ort Cathures. Im Jahre 140 n. Chr. errichteten die Römer den Antonious Wall, mit dem sie das römische Britannien vom keltischen/piktischen Caledonian zu trennen versuchten. Die Überreste des Walls sind noch heute um Glasgow herum zu finden.

Glasgow, wie wir es heute kennen, wurde im 6. Jh. von St Mungo gegründet. Er war damals der Erzbischof des Königreichs Strathclyde, dessen König in dem nahegelegenen Dumbarton Castle lebte. St Mungo errichtete an der Stelle der heutigen Kathedrale eine Kirche und in den folgenden Jahren wurde Glasgow zu einem religiösen Zentrum. Die St Mungo nachgesagten Wunder finden sich noch heute auf dem Stadtwappen wieder.

Die weitere Entstehungsgeschichte bis zum 12. Jh. ist weitgehend unbekannt, doch dann wurden Glasgow die Stadtrechte verliehen und der Bau der Kathedrale begann. Von nun an ging es steil bergauf mit dem einst kleinen Ort. Im Jahre 1451 wurde durch ein päpstliches Dekret die Universität zu Glasgow gegründet und bis zur Reformation im Jahre 1560 war Glasgow zu einem bedeutenden religiösen und akademischen Zentrum herangewachsen.

Doch schon vor der Reformation schwand die Macht der Kirche, weil mit der immer größer werdenden Anzahl an Händlern und Facharbeitern in der Stadt auch deren Einfluss stetig anstieg. Durch den Schiffsverkehr war Glasgow zum perfekten Handelszentrum mit Verbindungen nach Edinburgh und dem restlichen Schottland geworden.

Das enorme Wachstum der Stadt wurde durch die Reformation im Jahre 1560 jäh unterbrochen und es ist wirklich ein kleines Wunder, dass die Kathedrale völlig unversehrt blieb. Es dauerte zwar einige Jahre, doch der wirtschaftliche Fortschritt war einfach nicht aufzuhalten. Einen weiteren Schub bekam die Stadt, da sie im Zentrum des British Empire lag und somit zum zentralen Umschlagplatz im Handel mit den britischen Kolonien wurde.

Bedingt durch den leichten Zugang zum Atlantik, begann man mit dem Import von amerikanischem Tabak, der dann in ganz Europa verkauft wurde. Dann kam der zweite wirtschaftliche Rückgang im Jahre 1775. Durch die amerikanischen Unabhängigkeitskriege brachen fast über Nacht die wichtigen Handelsverbindungen ab.

Doch auch diesmal erholte sich Glasgow recht schnell. Ein paar Jahre später ermöglichte die Entschlammung des River Clyde, dass größere Schiffe weiter den Fluss hinauf fuhren, was den Grundstein für den Industrie- und Werftbau während des 19. Jh. legte.

Im 19. Jh. bekam die Stadt den Beinamen „die zweite Stadt im Empire", da sie sich - bedingt durch Kohle und Eisen, sowie durch die Baumwoll- und Textilindustrie zu einer florierenden Industriestadt entwickelt hatte. Die Stadt wuchs stetig, da immer mehr Arbeiter aus Schottland, Irland und dem restlichen Europa in die Stadt kamen und eine Art „Goldgräberstimmung" entstand.

Aber nicht nur die Industrie florierte in Glasgow. Es entstanden grandiose Bauten, Museen, Bibliotheken und Parks, die von wohlhabenden Händlern finanziert wurden. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Teppichfabrik Templeton's Carpet Factory, die als Kopie des Dogenpalastes von Venedig gestaltet wurde. Kein Zweifel, Glasgow entwickelte sich nun auch zu einem wichtigen kulturellen Zentrum und es entstanden so herrliche Gebäude wie die Glasgow School of Art.

Der dritte wirtschaftliche Rückgang kam nach dem Ersten Weltkrieg. Wie überall litt auch Glasgow am Niedergang der Weltwirtschaft und obwohl weiter Schiffe und Züge produziert wurden, machten preiswerte Arbeiter der Stadt Konkurrenz. Ab den 60er Jahren ging es mit der Wirtschaft der Stadt steil bergab. In den 70er und 80er Jahren wurden Stahlwerke, Kohleminen, Motorenwerke und andere Schwerindustrie in und um Glasgow herum geschlossen, was zu Massenarbeitslosigkeit und dem Zerfall der Stadt führte. Trotz Schiffsneubauten wie der Queen Elizabeth 2 wurde eine Werft nach der anderen geschlossen. Zur Jahrtausendwende existierten nur noch zwei Werften, die beide ausschließlich aus Rüstungsaufträgen der Regierung finanziert wurden.

Seit den 90ern hat sich Glasgow kontinuierlich von seinem Niedergang erholt. Die Stadt investierte in den vergangenen 15 bis 20 Jahren große Summen zur Renovierung und Restaurierung einer Vielzahl von Gebäuden. Durch diesen Aufwand ist die Lebensqualität in der Stadt spürbar gestiegen.

1990 wurde Glasgow überraschenderweise die 6. Europäische Kulturhauptstadt (nicht London oder Edinburgh) und erhielt 1999 den Architektur- und Designpreis. 2003 wurde Glasgow europäische Sporthauptstadt. War die Stadt früher als schmutzige Arbeiterstadt berüchtigt, die vom Ruß der Fabriken buchstäblich schwarz geworden war, so ist sie heute für ihren kulturellen und künstlerischen Reichtum bekannt. Glasgow hat ein modernes Kultur- und Kongresszentrum mit zahlreichen unterschiedlichen Veranstaltungen.

Ein besonderes Augenmerk sollte man auf die Vielfalt der Museen legen, die fast alle ohne Eintrittsgebühren zu besichtigen sind. Ein guter Tipp für Touristen bei schlechtem Wetter! Wichtige Museen in Glasgow sind das Kelvingrove Art Gallery and Museum, das Hunterian Museum and Art Gallery und die Burrell Collection.

Außerdem bietet Glasgow mit vielen Fußgängerzonen optimale Einkaufmöglichkeiten und genießt inzwischen den Ruf, nach London, die zweitbeste Einkaufsstadt Großbritanniens zu sein. Die gestiegene Lebensqualität ist auch an den gleichfalls stark verteuerten Miet- und Kaufpreisen für Wohnraum erkennbar. Glasgow ist damit nicht nur eine der attraktivsten, sondern leider auch eine der teuersten Städte Großbritanniens geworden.

Adresse

Koordinaten

Öffnungszeiten

11 George Street
Glasgow
G2 1DY

+44 141 2044400

N 55°51'39.07"
55.860852

W 4°15'02.99"
-4.250829

ganzjährig