barnhouse leiste
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barnhouseErbaut: ca. 3300 v. Chr.

Die heute zu besichtigenden Überreste der neolithischen Siedlung von Barnhouse Village wurden in den frühen 80er Jahren des 20. Jh. entdeckt. Damals fand man auf dem Feld Feuersteine, Steinwerkzeuge und verbrannte Knochen und begann mit den Ausgrabungen. Zum Vorschein kam eine Ansiedlung, die etwa 5.000 Jahre alt ist und somit derselben Zeit wie Skara Bare zugeordnet wird.

Die Siedlung Barnhouse Village liegt in einer Landschaft, die von großen Megalithanlagen umgeben ist, wie der Grabkammer Maes Howe, den Überresten der Stones of Stennes oder den Steinkreisen von Brodgar und Bookan. Obwohl es überall auf den britischen Inseln und in Irland solche gewaltigen Monumente aus der Jungstein- oder Bronzezeit gibt, sind nirgendwo so viele auf engem Raum vorhanden wie hier auf den Orkneys.

Vielleicht ist die Landschaft ein Grund für die Entstehung all dieser Bauwerke, denn die baumlose Ebene mit ihren Seen hat sich seit der Steinzeit fast nicht verändert. Die ersten Behausungen entstanden noch vereinzelt an den Seen. Dann kamen die ersten Grabstätten wie die von Unstan dazu und später ca. 3300 v. Chr. entwickelten sich die ersten Siedlungen wie Barnhouse. Etwa zur selben Zeit entstand die Grabkammer Maes Howe und so geht man davon aus, dass die Bewohner von Barnhouse ihre Angehörigen in Maes Howe begruben.

Die ursprüngliche Siedlung stand ungeschützt auf dem freien Feld und bestand aus sechs Häusern und einem wesentlich größeren Bau, der in der Struktur weit komplexer war als die anderen. Alle Bauten bestanden aus Wänden in massiver Steinarchitektur (Trockenmauerwerk) und hatten ein Strohdach.

Jedes Haus der Siedlung war vermutlich das Heim einer Familie, die aus bis zu 7 Personen bestand. Viele Funde weisen darauf hin, dass die Bewohner, wie in Skara Brae, bereits Tonwaren, Feuersteine und Steinwerkzeuge hatten. Auch die Bearbeitung von Fellen zur Kleidungsherstellung war schon bekannt.

Weitere Spuren zeigen, dass die Bewohner mehr Schafe als Kühe hatten und bereits Getreide anbauten. Der Fund von nur zwei Mahlsteinen legt jedoch die Vermutung nahe, dass die Landwirtschaft noch in den Kinderschuhen steckte. Dafür weisen Funde von Steinwerkzeugen, die geologisch der Isle of Arran zugeordnet werden und Feuersteine, wie sie auf den Inneren Hebriden vorkommen, darauf hin, dass die Bewohner bereits Kontakte zu anderen Siedlungen an der Westküste von Schottland hatten.

Eine Siedlung wie Barnhouse, inmitten von so eindrucksvollen rituellen Monumenten legt die Vermutung nahe, dass die Bewohner die Monumente auch für ihre religiösen Rituale benutzten. Aus diesem Grunde geht man davon aus, dass die Stones of Stennes von den Bewohnern der Siedlung Barnhouse errichtet wurden. Das Monument entstand zwar etwa 200 Jahre nach der Siedlung, doch die enge Verbindung ist nicht zu übersehen.

Doch zurück zu den Gebäuden der Siedlung. Das von den Wissenschaftlern als „House 2" benannte Gebäude unterscheidet sich von den restlichen Gebäuden der Siedlung, da es mit den Bautechniken der Grabkammer Maes Howe zu vergleichen ist. Man geht davon aus, dass dieses Haus später errichtet wurde und hier religiöse Rituale oder Versammlungen abgehalten wurden. Die Entdeckung von zwei unvollendeten Keulen und einem aus poliertem Stein gefertigten Meißel weisen darauf hin, dass hier ebenso die für die Zeremonien benötigten Utensilien gefertigt bzw. aufbewahrt wurden.

Der Innenraum von „House 2" war in zwei Bereiche unterteilt, die jeweils eine Feuerstelle hatten. Im östlichen Teil wurde das Essen „gekocht" und im westlichen Teil wurden die Vorräte gelagert. Die große Steinplatte neben der Feuerstelle diente als Abdeckung einer Grube, in der menschliche Knochen gefunden wurden – vielleicht eine Grabstätte oder doch eher eine Grube für Gefangene? Der genaue Zweck dieser Grube ist nicht ganz klar, fest steht jedoch, dass am Morgen des Midwinter (Sonnenwende im Winter) für etwa eine Stunde ein Sonnenstrahl genau diese Stelle markiert. Eine religiöse Verwendung liegt daher näher.

In der letzten Phase der Siedlung entstand ein großes Gebäude, das die Wissenschaftler als „Struktur 8" bezeichneten. Das auf einer erhöhten runden Plattform errichtete Gebäude war von einer massiven Steinwand umgeben und diente wahrscheinlich als Ersatz für „House 2". Es bot einfach mehr Platz für Zeremonien oder religiöse Rituale. Ein Beleg hierfür ist die ungewöhnliche Bauform, denn hinter dem kleinen Eingang befand sich eine Feuerstelle, die zur rituellen „Reinigung" der Leute diente, die das Innere betraten.

Der Innenraum selber ist mit 7 m² der größte bekannte seiner Art, der aus der Jungsteinzeit auf Orkney existiert. Der große Kochbereich befand sich zwischen der inneren und äußeren Mauer und nicht wie sonst üblich in der Mitte des Raumes. Im Boden war eine Rinne eingelassen, die man heute als „steinzeitliche Fußbodenheizung" bezeichnen könnte, da hierdurch das auf der Feuerstelle gekochte Wasser floss, um so die Räume aufzuheizen. Ein weiteres Indiz für die Wichtigkeit dieses Gebäudes ist der Fund von 14 gut erhaltenen Feuersteinen. Bereits damals waren Feuersteine sehr knapp und wertvoll.

Anhand der Entstehung der Stones of Stennes, sowie der Bauten „House 2" und „Struktur 8", kann man die kulturelle Entwicklung der Gemeinschaft gut verfolgen. Auch wenn sie sich baulich sehr unterscheiden, dienten sowohl die Stones of Stennes als auch die „Struktur 8" demselben Zweck. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sowohl der Eingang zum Steinkreis als auch der zur „Struktur 8" parallel verliefen.

Beide weisen dieselben Grundzüge der Architektur auf und könnten ein Indiz dafür sein, dass die „Struktur 8" nur eine neuere größere Version von dem ursprünglichen Bau der Stones of Stenness ist. Würde man die innere Wand der „Struktur 8" wieder errichten und den Durchmesser der äußeren Mauer vergrößern, ergäbe sich dieselbe räumliche Anordnung wie die von den Stones of Stenness, obwohl diese eher Überresten einer hohen Steinmauer, die zur Einzäunung diente, gleichen.

Trotz dieser Ähnlichkeit unterscheidet sich die Entstehung der beiden Bauwerke in einem gewaltigen Punkt. Die Zeremonien an den Stones of Stenness wurden öffentlich unter freiem Himmel abgehalten, während die in „Struktur 8" vollzogenen Rituale nur einer kleinen Gruppe von Menschen – wahrscheinlich den Anführern - zuteilwurden. Die Zeiten hatten sich geändert und allmählich entstanden aus den Gruppen von Menschen die zusammenlebten die ersten gesellschaftlichen Strukturen.

Ein weiterer Aspekt dieser Theorie ist die Bauform von „House 2" und „Struktur 8", die beide größer und aufwendiger gebaut wurden als die typischen Häuser dieser Zeit. Ihre Bauform ist, wie bereits erwähnt, ähnlich der von Maes Howe, wenngleich Maes Howe eine Grabkammer ist und sich außerhalb einer Siedlung befindet. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Eingänge im selben Winkel wie der von Maes Howe liegen, jedoch Maes Howe zur Sonnenwende im Winter von einem Sonnenstrahl getroffen wird, während die beiden Häuser zur Sonnenwende im Sommer von einem Sonnenstrahl getroffen werden.

Es gibt noch viele ungeklärte Fragen zu der spannenden Geschichte der Barnhouse Village, die hoffentlich in den nächsten Jahren geklärt werden können. Ein weiteres Thema, was noch offen ist, ist die Frage, warum die Siedlung nach rund 300 Jahren aufgegeben wurde.

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