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Der kleine Ort Coldstream liegt, ca. 24 km von Berwick-upon-Tweed entfernt, am Nordufer des River Tweed – einem Platz, den Reisende vormals als Furt nutzten. Der Fluss bildet seit fast tausend Jahren die natürliche Grenze zwischen England und Schottland und so ist es nicht verwunderlich, dass hier häufig Grenzkriege tobten.
Während der Kriege zwischen den beiden Nationen wurde der Ort mindestens zweimal völlig zerstört und bei vielen anderen Grenzüberschreitungen regelmäßig angegriffen. Auch Edward I hinterließ im Jahre 1296 nach dem Durchmarsch seiner Armee nur einige wenige Ruinen und zerstörte sogar das kleine Kloster, das Earl Gospatrick im Jahre 1165 hier errichtet hatte.
In der Zeit des Rough Wooing führte der Earl of Hertford 1545, also nicht ganz 250 Jahre später, die Truppen von Henry VIII in Coldstream über den River Tweed. Wie sein Vorgänger Edward I zerstörte er das gesamte Dorf und auch das wieder aufgebaute kleine Kloster endgültig.
Zwischen diesen beiden Invasionen war das Leben an der Grenze zu England ebenfalls alles andere als friedlich. Ständig gab es im Grenzbereich erbitterte Kämpfe zwischen den beiden Nationen, mal ein kleines Scharmützel zwischen den Dörfern auf beiden Seiten der Grenze, mal eine ausgewachsene Schlacht im Namen der Kronen. Eine der geschichtsträchtigsten Schlachten fand im August 1513 statt, als Jacob IV in Coldstream Station machte, um nach Nordengland einzudringen.
Jacob fiel am 9. September 1513 bei der verhängnisvollen Schlacht in Flodden, im Südosten von Coldstream, die Schottland für Jahrhunderte unter englische Herrschaft stellte. Heute steht auf dem Flodden Battlefield ein Denkmal, das an die katastrophale Niederlage von Jacob und die rund 5.000 getöteten schottischen Adeligen erinnert. Nach der Vereinigung der Kronen zwischen England und Schottland 1603 hofften die Bewohner, dass nun eine friedlichere Zeit anbrechen würde. Doch auch in den nächsten 150 Jahren kam das Dorf nicht zur Ruhe. Die ständigen Kämpfe gingen weiter, diesmal nicht zwischen zwei Nationen, sondern aufgrund der verschiedenen Ideologien und Religionen.
Berühmt wurde Coldstream 1659, als General Monck, unter Cromwell militärischer Gouverneur von Schottland, den Ort zum Hauptsitz seines Regimentes machte. Von hier startete Monck am 1. Januar 1660 mit seinen Truppen in Richtung London und unterstützte damit, dass Charles II wieder zum rechtmäßigen König der Schotten wurde.
Später wurde die Division als Coldstream Guards bekannt und ist eines der ältesten Regimenter der britischen Armee. Weitere Informationen hierzu bekommt man im Coldstream Museum.
Bis ins Jahr 1766 musste man zur Überquerung des River Tweed notgedrungen durch das hier recht flache Wasser waten. Dann errichtete James Smeaton die siebenbogige Brücke in Coldstream, die man 1961 für den zunehmenden Verkehr verbreiterte.
Von dieser, am östlichen Ortsende gelegenen Brücke, gelangt man über die Hauptstraße zum Riverbank, von dem man einen herrlichen Ausblick über den Fluss hat. In unmittelbarer Nachbarschaft steht die riesige Säule mit dem Denkmal von Charles Marjoribanks, der nach der Reform im Jahre 1832 als Abgeordneter der Region Berwickshire im Parlament saß. Durch die Höhe des Pfeilers, auf dem die Statue steht, schlug hier 1873 der Blitz ein und die Statue musste durch eine neue ersetzt werden.
Unverwechselbares Wahrzeichen der Stadt ist die an der High Street stehende Coldstream Parish Church aus dem Jahre 1718. Leider sind nur noch der markante Turm sowie Teile des Eingangsbereiches original erhalten geblieben. Anders ist dies bei der am nördlichen Stadtrand stehenden St Mary's & All Souls' Church aus dem Jahre 1914. Sie ist zwar deutlich jünger, doch dafür wurde sie mit diversen Einrichtungselementen vom nahegelegenen Anwesen The Hirsel ausgestattet. Dieses Herrenhaus aus dem Jahre 1650 befindet sich am nordwestlichen Stadtrand von Coldstream. Es ist zwar nicht für Besucher geöffnet, aber der umliegende Park schon. Das riesige Anwesen erfreut sich, nicht zuletzt wegen des Golfplatzes, einer immer größer werdenden Besucherzahl.
Die nördlich von Coldstream stehende Swinton Kirk aus dem Jahre 1729 bekommt deutlich weniger Besucher. Mit ihrer Glocke, der Flodden Bell, hat die kleine Gemeindekirche aber eine echte Attraktion. Ihren Namen erhielt diese Glocke, weil man sie für Jacob IV nach dessen Tod 1513 in der Schlacht von Flodden läutete. Heute hat die Glocke aus dem Jahre 1499 einen Ehrenplatz in dem alten Kirchengebäude.
Eine weitere geschichtsträchtige Kirche ist die nordöstlich von Coldstream stehende Ladykirk Church aus dem Jahre 1496. Sie ist die älteste noch intakte Kirche der Grafschaft Berwick und durch den hier geschlossenen Friedensvertrag zwischen Schotten und Engländern berühmt geworden. Der imposante Bau hat übrigens eine phänomenale Akustik, weshalb er oft von Chören für Konzerte genutzt wird. Die so eingenommenen Gelder dienen dem Erhalt des Gotteshauses.
Wer sich von hier noch etwas weiter nach Osten begibt, stößt auf die Grenze zu England, den River Tweed. Um ihn trockenen Fußes überqueren zu können, wurde hier die im Jahre 1820 eröffnete Union Chain Bridge gebaut. Damals war sie die längste schmiedeeiserne Hängebrücke der Welt mit einer Spannweite von 137 m sowie die erste Schrägseilbrücke in Großbritannien.
Auf der englischen Seite befindet sich übrigens die Chain Bridge Honey Farm, eine Bienenfarm mit Besucherzentrum und einem Café der ganz besonderen Art. In einem alten, liebevoll restaurierten Bus werden Besuchern Kaffee und Kuchen serviert.
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Koordinaten |
Öffnungszeiten |
Town Hall |
N 55°39'06.99" |
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